Unterwegs mit Senioren und jungen Wilden

Vom 8. bis 10. September 2023 durfte ich an einer Wanderleiterfortbildung mit dem Thema “Mit Senioren im alpinen Gelände” teilnehmen. Neugierig auf den Inhalt des Kurses, die Kursteilnehmer und nicht zuletzt die Ausbilder mache ich mich mithilfe einer netten Mitfahrgelegenheit auf den Weg zur Lindauer Hütte, herrlich gelegen im wunderschönen Montafon.

Zuerst werden zwei Gruppen à sechs Teilnehmer gebildet und ein Tourenplan für den nächsten Tag ausgearbeitet. Es scheint eine vielversprechende Tour zu werden, wobei mir die 1100 Höhenmeter im Auf- und Abstieg auch etwas Respekt einflößen. Verstohlen blicke ich zu meinen Kursteilnehmern: bis auf eine Frau in meinem Alter alles gestandene Mannsbilder.
Was soll’s, wird schon klappen!

Am nächsten Morgen begrüßt uns ein strahlend blauer Himmel, und gespannt auf die Dinge, die da kommen werden, starten wir mit unserem Führer Johannes die Tour. Kurz nach dem Aufbruch treten wir bereitwillig zur Seite, als uns eine große Gruppe Jugendlicher überholt, in beachtlichem Tempo und schon von weitem laut hörbar. Es dauerte allerdings nicht lange, bis wir sie wieder eingeholt haben und uns über ihre roten Köpfe und Kurzatmigkeit wundern. Dieses Spiel wiederholt sich noch ein paarmal, bis wir letztendlich fast gleichzeitig am Tobelsee ankommen. Daraus ziehen wir eine erste wichtige Lehre: Durch gleichmäßiges, langsames Gehen ohne lange Pausen kommen wir genauso schnell ans Ziel wie die jungen Wilden!

Während der Wanderung weist uns Johannes eindrücklich darauf hin, dass mit zunehmendem Alter die körperliche Leistungsfähigkeit abnimmt. Schnelligkeit, Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Reaktionsvermögen lassen deutlich nach. Um Unfälle und Überforderung zu vermeiden, gilt es, diese Gesichtspunkte stets im Auge zu behalten. Der Erlebniswert einer Wanderung steigt, wenn die Teilnehmer nicht bis an ihre Belastungsgrenze gehen müssen.

Voller lehrreicher Eindrücke kommen wir nach neun Stunden wieder zur Lindauer Hütte zurück, und nach einem wohlverdienten Abendessen  stehen noch zwei Stunden Theorie auf dem Programm. Dank der kurzweiligen Gestaltung von Johannes und Ludwig schaffen wir auch das noch und fallen um 22 Uhr doch etwas k.o. in unser Himmel- bzw. Etagenbett.

Der Sonntag Vormittag steht ganz im Zeichen der “Bergrettung”! Zu diesem Zweck werden sämtliche Szenarien durchgespielt, teilweise mit vollem Körpereinsatz. Obwohl der Spaß nicht zu kurz kommt – vor allem die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten des Biwaksacks sorgen für Heiterkeit – ist jedem von uns der Ernst der Sache klar, und wir wünschen uns insgeheim alle, das Erlernte nie anwenden zu müssen.

Nach einer kurzen Nachbesprechung erklärt Ludwig die Fortbildung um 14 Uhr  für beendet.  Die Resonanz aller Kursteilnehmer fällt durchweg positiv aus und bestärkt uns alle in der Gewissheit, dass Bergsport die Gesundheit stärkt und – mit Maß und Ziel betrieben – bis ins hohe Alter Freude bereiten kann.

Albina Fichtl