Südtiroler Mehrtagestour – Ahrntal und Reintal

Am Mittwoch, den 6. Juli 2022 starten wir von Prien aus zu unserer diesjährigen Mehrtagestour ins beschauliche Reintal, der Heimat von Hans Kammerlander.

Nachdem wir unser Quartier in der Jausenstation Angerer in Rein in Taufers bezogen haben, machen wir uns sogleich auf den Weg, die nähere Umgebung zu erkunden. Wir folgen dem Reinbach Richtung Ursprungalm und bedauern es sehr, dass es uns die Zeit nicht erlaubt, noch weiterzugehen. Aber die Aussicht auf Gulasch mit Semmelknödel, die die Chefin des Hauses für uns inzwischen zubereitet hat, lässt uns dann doch beschwingt den Rückweg antreten.

Für den 2. Tag haben wir uns den Reintaler Höhenweg vorgenommen, einen herrlichen Panoramaweg mit Blick auf die grandiose Riesenferner Gruppe mit ihrem König Hochgall. Auf der Unterrieser Alm lassen wir uns einen Kaiserschmarrn der Extraklasse schmecken und amüsieren uns nebenbei über die Hausziegen, die auf dem Dach der Hütte herumspringen.

Gestärkt marschieren wir weiter, erfreuen uns an Flora und Fauna und können es kaum fassen, wie wenig frequentiert dieser wunderschöne Weg doch ist.

Am 3. Tag können wir direkt von unserer Unterkunft aus loslaufen. Unser Ziel ist die Kasseler Hütte und der verwunschene Malersee, der seinem Namen alle Ehre macht, denn  er ist wirklich äußerst malerisch gelegen. Durch einen mit Farnen und Moosen bewachsenen Zauberwald und vorbei an einem wildromantischen Wasserfall erreichen wir nach ca. 2 Stunden die Kasseler Hütte.

Wir sind überwältigt von dem Anblick, der sich uns bietet, denn die umliegenden Berge haben über Nacht eine weiße Zuckerschicht bekommen. Die Hängegletscher des Hochgalls schimmern im Sonnenlicht. Wir halten uns nicht lange auf, da wir alle neugierig auf den Malersee sind.

Ich bin wieder einmal erstaunt über die Zeitangaben auf den Südtiroler Wegweisern, denn aus den angegebenen 50 Minuten ab der Kasseler Hütte sind doch eineinhalb Stunden geworden, obwohl wir nicht das Gefühl hatten, im Schleichtempo unterwegs gewesen zu sein. Aber sofort sind die 1000 Hm im Aufstieg vergessen, als der Malersee endlich vor uns auftaucht.

Laszlo lässt es sich nicht nehmen, sofort im ca. 8 Grad kalten Wasser ein paar Runden zu schwimmen. Als nach ausgiebiger Brotzeit auch noch unsere rüstige Seniorin Klara, mit 82 Jahren die älteste in unserer Truppe, ein Bergsteiger-Ständchen zum besten gibt, ist unsere Begeisterung nicht mehr zu toppen. Schweren Herzens verlassen wir diesen magischen Ort und steigen über den Arthur-Hardegen-Weg wieder ab ins Tal.

Der 4. Tag ist nicht minder eindrucksvoll. Wir fahren in Sand in Taufers mit der Bahn auf den Speikboden auf 1960 m.

Von dort steigen wir erst einmal auf zum Kleinen Nock (2300 m), der durch Ausblicke auf das gesamte Ahrntal und seine Seitentäler besticht.

Nun wandern wir auf einem der schönsten Höhenwanderwege des Ahrntals bis zum Gipfel des Speikbodens.

Nach einer Einkehr in der Sonnklarhütte, bei der unsere Augen in Anbetracht der Preise auf der Speisekarte immer größer werden, steigen wir auf einem almrosengesäumten Steig wieder Richtung Bahn ab. Es ergeben sich unfreiwillig noch ca. 150 zusätzliche  Höhenmeter, da mir der Zirbenweg interessanter schien als eine langweilige Forststraße. Dummerweise wurde dadurch die Zeit etwas knapp, und deswegen wurde unsere zweibeinige Bergziege Hilde vorgeschickt, notfalls die Bahn aufzuhalten, falls wir es nicht rechtzeitig schaffen. Aber die Sorge war unbegründet, glücklich und zufrieden über den schönen Tag schweben wir zu Tal.

5. Tag – Abschiedstag!

Für den letzten Tag unserer Reise haben wir uns noch ein besonderes Schmankerl aufgehoben, die Reintaler Wasserfälle und den Besinnungsweg des heiligen Franziskus zur Franz- und Klarakapelle. Es ist immer wieder überwältigend, mit welcher Urgewalt die Wasserfälle herabdonnern und jeder, der sie das erste Mal sieht, erstarrt vor Ehrfurcht bei ihrem Anblick. Nachdem wir sie ausgiebig bestaunt haben, machen wir uns auf den halbstündigen Weg zur Kapelle. Entlang des Steiges befinden sich mehrere Tafeln mit sinnreichen Sprüchen, die zum Nachdenken einladen. Den Besuch der Kapelle empfinden wir alle als krönenden Abschluss fünf erlebnisreicher Tage, und als zum Schluss Klara mit glockenreiner Stimme “Segne du Maria” singt, können wir unsere Rührung kaum verbergen. Dankbar und erfüllt von all den schönen Eindrücken der letzter Tage treten wir schließlich den Rückweg an.

Albina Fichtl