Kaunertal im Herbst

Am Morgen des 27. September war es endlich soweit. Wir treffen uns um 8 Uhr am Sportplatz Prien, um zu unserer diesjährigen Mehrtagestour des AV Prien ins Kaunertal aufzubrechen. Die Wettervorhersagen sind hervorragend, alle sind bester Stimmung, und so freuen wir uns auf fünf erlebnisreiche Wandertage.

Nach der Ankunft im Hotel Traube in Fliess, und nachdem sich alle häuslich eingerichtet haben, ist jeder neugierig auf die Umgebung, und so wandern wir auf der Via Claudia Augusta, einer alten Römerstraße, nach Landeck. Die kostenlose Rückfahrt dank Gästekarte mit dem Bus gestaltet sich doch etwas schwieriger als gedacht, nachdem wir eine geraume Zeit an der falschen Bushaltestelle gewartet haben. Dank Sammeltaxi trafen wir schließlich doch noch pünktlich zum Abendessen im Hotel ein.

Für den zweiten Tag habe ich mir eine abwechslungsreiche Tour durchs geheimnisumwitterte Piller Moor zur Gogles Alm überlegt. Die Wanderung durch einen lichten Bergwald und über herrliche Almwiesen bietet immer wieder Ausblicke auf die Gipfel des Kaunergrats und zum  Hohen Riffler, dem höchsten Gipfel der Verwallgruppe. Bevor es auf dem Weitwanderweg E5 weitergeht, stärken wir uns noch auf der herrlich gelegenen Gogles Alm. Über die Galflun Alm steigen wir auf schönen Pfaden wieder ab zum Ausgangspunkt auf der Piller Höhe.

Am dritten Tag nutzen wir erneut die Gästekarte und fahren von Zams aus mit der Venetbahn auf den 2208m hoch gelegenen Krahberg. Von hier aus besteigen wir auf dem E5 die Glanderspitze, eine Bergregion in den Ötztaler Alpen. An diesem Tag meint es der Wettergott besonders gut mit uns. Dank Südföhn sind die umliegenden Berggipfel zum Greifen nah und erscheinen fast plastisch. Die beeindruckende Herbstfärbung der Heidelbeersträucher, Alpenrosen, Moose und Flechten tun ihr übriges, um diesen Tag unvergesslich zu machen. Bevor wir uns schweren Herzens um 16 Uhr wieder an den Abstieg bzw. die Abfahrt machen, legen wir in einer Märchenwiese ein Päuschen ein und lassen die Seele baumeln.

Am Samstag fahren wir nochmal auf die Piller Höhe, mit dem Bus in 10 Minuten zu erreichen, und wandern dieses Mal in südlicher Richtung zur Aifner Alm. Auch hier gibt es ein schönes Moorgebiet zu entdecken, und durch den Umstand, dass es heute etwas neblig ist, wirkt es umso mystischer. Als dann in der Nähe auch noch ein Hirsch zu röhren beginnt, rücken alle instinktiv etwas näher zusammen. Aber kurz darauf lichtet sich der Nebel, und unterhalb der Großen Aifnerspitze erblicken wir die Aifner Alm. Wir haben Lust, noch etwas die Gegend zu erkunden, und so wandern wir ein Stück auf einem zirbengesäumten Panoramaweg Richtung Falkaunsalm. Nach etwa einer Stunde erinnern wir uns an die vielversprechende Speisekarte auf der Alm, und treten den Rückweg an. Bei einigen macht sich der sogenannte Stalldrang bemerkbar, oder ist es die Aussicht auf ein kühles Bierchen und eine zünftige Brotzeit?

Es ist kaum zu glauben, wie schnell vier Tage vergangen sind, aber es heißt tatsächlich schon wieder Abschied nehmen vom schönen Tiroler Oberland. Die Autos stehen bereit, und Laszlo lädt gleich mal sein Gepäck ein – doch Gott sei Dank wird noch rechtzeitig erkannt, dass es kein Auto von uns ist.

Nach Hochmooren, Berggipfeln, Almwiesen, schönen Steigen und traumhaften Herbstfarben fehlt nur noch eine Klamm, und da die Lötzklamm praktisch auf dem Weg liegt, nehmen wir die auch noch mit. Im geschichtsträchtigem Lötzturm lauschen wir anschließend der tragischen Geschichte vom “Zammer Lochputz”, bevor es endgültig voller Eindrücke von fünf abwechslungsreichen Tagen nach Hause geht.

Albina Fichtl